Ihre Visionen 2050: Birgitta Schock
Birgitta Schock, Geschäftsführerin und Inhaberin von schockguyan partner, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins SIA und der Interessen splattform Bauen Digital Schweiz sowie Chairperson Switzerland von buildingSMART International. (Bild: PD)
«Unser Fokus liegt nun auf der Qualität unserer Umwelt.»
Bauen: Gebäude und Infrastrukturen zu planen, zu bauen und optimal zu betreiben ist eine Commodity geworden. Wir befinden uns mitten im sechsten Kondratieff-Wirtschaftszyklus. Umwelt- und Gesundheitsthemen sind wichtig. Digitale Modelle unterstützen uns. Die Rohstoffverknappung hat uns zur radikalen Ehrlichkeit gezwungen. Bau- und Infrastrukturdaten tauschen sich miteinander aus. Unsere gebaute Umwelt verhält sich resilient und interagiert mit uns. Intelligente Systeme überwachen und bewerten sich laufend und zeigen an, welche baulichen Veränderungen sinnvoll sind. Umweltbelastete Materialien sind längst abgelöst. Neue Materialien haben die herkömmlichen Prozesse komplett verändert. Es ist Ruhe eingekehrt. Unser Fokus liegt nun auf der Qualität unserer Umwelt.
Wohnen: Von 9 Milliarden Menschen leben zwei Drittel in Städten. Trotz knappen Platzverhältnissen wohnen wir befreiter. Hochhäuser sind mal vertikaler Bauernhof, mal Infrastruktur, mal Leisure- und mal Versorgungs- Hub. Nach Jahrzehnten von mehr Quadratmeter Wohnraum pro Person leben wir mit weniger Raum besser. Co-Sharing und neue intelligente Wohnservices erlauben uns, mit weniger «Besitz» unsere Räume zu gestalten und schneller beziehungsweise einfacher an Bedürfnisse anzupassen. Wichtig sind uns Qualität und sinnliche Erlebnisse geworden. Physische und virtuelle private Ruheräume haben an Bedeutung gewonnen. Community- Architektur bildet die Basis. Individualität heisst nicht mehr oder spezieller, sondern sozialer und bewusster. Wohnen steht für: Das «Momentum» zu nutzen und zu geniessen.
Leben: Nach der «Rush Hour der Digitalisierung» haben wir durch den harten Transformationsprozess gelernt, dass es um uns Menschen geht und wie wir miteinander leben wollen. Aus der digitalen Verlockung ist «Nützliches» entstanden und hat uns von repetitiven Tätigkeiten befreit. Das neue Miteinander von Mensch und Maschine erlaubt uns, bessere Entscheide zu treffen. Entgegen der Angst ersetzbar zu sein, haben wir gelernt, mit Künstlicher Intelligenz autonomer zu werden. Unsere Intuition ermöglicht uns, «Bekanntes» und «Sicheres » als Teil unserer Komfortzone attraktiv zu finden. Unsere nächste Umgebung, die Menschen um uns herum, rücken ins Zentrum unserer Lebensstile. Mobilität bedeutet, sich nicht mehr schneller, sondern entspannter zu bewegen – und Sicherheit hat wieder mit Vertrauen und Gelassenheit zu tun.