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Zukunft Bauen«Den Blick in die Zukunft wagen»

«Den Blick in die Zukunft wagen»

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Benedikt Koch, Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV), betont die Wichtigkeit der Digitalisierung für die Bauwirtschaft. Dafür müssten Trends beobachtet, Initiativen gestartet und passende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Es werde aber immer gut qualifizierte Handwerker brauchen.


Benedikt Koch ist Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV). Der 1897 gegründete Verein ist die nationale Berufs-, Wirtschafts- und Arbeitgeberorganisation der Unternehmungen des Hoch- und Tiefbaus sowie verwandter Zweige des Bauhauptgewerbes. (Bild: Michele Limina)

Dieser Artikel ist im Rahmen der NZZaS-Verlagsbeilage «Zukunft Bauen» erschienen. Inhalt realisiert durch NZZ Content Solutions in Kooperation mit Brand RelationsHier geht es zu den NZZ-Richtlinien für Branded Content.

Wann kamen Sie im Alltag zum ersten Mal mit digitalen Technologien in Kontakt?

Benedikt Koch: Das Thema Digitalisierung ist in meinem Leben seit vielen Jahren präsent. Mein erstes wirklich intelligentes Gerät habe ich mir als Gymnasiast im Jahr 1988 gekauft. Es war ein Taschenrechner der Marke Casio mit einem mehrzeiligen Punktmatrix-Display. Dieser Rechner war in der Lage, Funktionsgraphen darzustellen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass er mir bei der schriftlichen Maturitätsprüfung in Mathematik etwas geholfen hat. Irgendwann habe ich mir dann das erste Mobiltelefon angeschafft, ein Ericsson GA 628. Das war ein grosses, schweres Handy, ausschliesslich zum Telefonieren. Wenn ich das heute meinem elfjährigen Sohn erzähle, macht er nur grosse Augen und fragt sich, wie man mit so einfachen Geräten leben konnte. Aktuell benutze ich ein Surface Pro, ein iPhone und zwischendurch ein iPad. Und alle Daten sind in der Cloud gespeichert. Nur die privaten Fotos habe ich zusätzlich auf einer Festplatte gesichert.

 

Und wie arbeiten Sie beim SBV?

Für den Schweizerischen Baumeisterverband ist die IT primär ein Mittel zum Zweck. Sie muss die Geschäftsprozesse so unterstützen, dass wir möglichst effektiv und effizient arbeiten können. Sehr wichtig sind inzwischen die sozialen Medien. Visitenkarten werden heute kaum mehr ausgetauscht, die Geschäftskontakte laufen vielmehr über LinkedIn oder Xing. Auch für die Berufswerbung sind die Social Media von zentraler Bedeutung. So richten wir Kurzfilme mit schnellen Schnitten zielgruppenorientiert auf die junge Generation aus und verbreiten sie beispielsweise über You- Tube. Facebook ist bei unserem Berufsnachwuchs schon längst out, das ist nur noch was für die Ü40- oder sogar die Ü50-Altersgruppe. Und dann verfolge ich nach wie vor die Idee des papierlosen Büros. Einzelplatzdrucker und Fax-Geräte sind bei uns vor geraumer Zeit verschwunden. Das war jedoch nicht eine technische, sondern vor allem eine unternehmenskulturelle Herausforderung.

 

Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für den Baumeisterverband?

Wir haben zwei wichtige Standbeine. Einerseits ist die Digitalisierung ein zentraler Treiber bei der Neuausrichtung der Aus- und Weiterbildung im Bauhauptgewerbe. Mit dem Masterplan «SBV-Berufsbildung 2030» sind wir im Moment daran, die künftigen digitalen Kompetenzen für jeden Beruf und jede Funktionsstufe möglichst genau zu definieren. Dabei müssen wir uns bewusst sein, dass sich das technologische Umfeld sehr schnell ändern kann. Für die Revision einer Berufslehre oder einer Berufsprüfung benötigen wir in der Regel mehrere Jahre. Darum ist es umso wichtiger, dass wir uns überlegen, wie in fünf oder zehn Jahren auf den Baustellen gearbeitet werden könnte. Braucht es noch einen Kranführer? Oder übernimmt dessen Aufgaben ein Computer? Hat jedes Bewehrungseisen dereinst eine eigene Identität, so dass es ohne Planlesen und Überlegen fast von selbst am richtigen Ort montiert wird? Auch wenn wir keine Hellseher sind und unsere Prognosen mit grossen Risiken behaftet sind, müssen wir den Blick in die Zukunft wagen.

 

Wie wollen Sie konkret vorgehen?

Wir müssen die Trends beobachten, und zwar im In- und Ausland. Als Verband haben wir den Vorteil, dass wir über ein grosses Netzwerk verfügen – sei dies zu Mitgliedern, Lieferanten, Hochschulen oder anderen Branchenverbänden. Oft beobachten wir eine Innovation in einer anderen Branche und überlegen uns, ob das auch für die Bauwirtschaft von Interesse sein könnte. Unsere Aufgabe ist es jedoch nicht, Innovationen auf Betriebsebene zu fördern. Das können die guten Unternehmer viel besser. Wir müssen das grosse Ganze im Fokus haben und regelmässig prüfen, ob die politischen, rechtlichen und normativen Rahmenbedingungen für die Bauunternehmer innovationsfördernd oder innovationshemmend sind. Entsprechend organisieren wir Fachveranstaltungen, bringen uns bei Vernehmlassungen ein oder arbeiten aktiv in Organisationen mit, die sich der Digitalisierung in der Bauwirtschaft annehmen. So sind wir beispielsweise im Vorstand von Bauen digital Schweiz vertreten oder engagieren uns bei CRB, der Zentralstelle für Baurationalisierung.

«Wir haben vor kurzem eine Drohne gekauft und ausprobiert – die Steuerung ist nicht die eigentliche Herausforderung.»

 

Auf welcher Stufe ist die Digitalisierung beim SBV angesiedelt?

Seit 2018 haben wir einen Leiter Digitalisierung, der direkt mir unterstellt ist. Um bei der Digitalisierung glaubwürdig mitzusprechen, müssen wir digital fit sein und selber erfahren, was die neuen Technologien können – oder eben nicht. So haben wir in den letzten drei Jahren viel in eine moderne IT-Infrastruktur investiert und unsere Geschäftsprozesse unter Ausnutzung der digitalen Möglichkeiten optimiert. Wir sind aber noch nicht am Ziel, es ist weiterhin viel Potenzial vorhanden. So haben wir vor kurzem eine Drohne gekauft und ausprobiert. Wie sich gezeigt hat, ist nicht die Steuerung der Drohne die eigentliche Herausforderung, sondern die Schnittstellenanbindung und der Datentransfer. Die Bilder, die man mit der Drohne aufnimmt, müssen im richtigen Format am richtigen Ort gespeichert werden. Und zwar so, dass man später auch Zugriff darauf hat.

 

War eine Reorganisation nötig?

Mit der IT-Infrastruktur sind wir vor einem Jahr mit einem neuen Ansatz – «IT as a Service» – in die Cloud gegangen und haben konsequent auf mobiles Arbeiten umgestellt. Ein neues Customer Relationship Management, kurz CRM, ermöglicht uns, Kundendaten nicht in 20 Excel-Tabellen, sondern in einem einzigen System zu pflegen. Die Kommunikation kann dadurch viel besser auf die verschiedenen Zielgruppen ausgerichtet werden. Das nutzen wir auch bei unseren Dienstleistungen. Bis vor kurzem haben wir die Lizenzen für die Nutzung von Normpositionen und Preisanalysen noch über USB-Sticks vertrieben. Heute können die gewünschten Daten innert Minuten von unserem Webservice bezogen werden.

 

Der SBV hat mit «Baumeister 5.0» ein Digitalisierungskonzept lanciert. Was steckt dahinter?

Die «Industrie 4.0» hat die digitale standardisierte Fabrikation von Produkten mit smarten Maschinen zum Ziel. Wo aber kommt in diesem Konzept der Mensch vor? Im Gegensatz zu einer durchoptimierten Fabrik brauchen wir auf den Baustellen nebst Maschinen und Materialien immer auch noch Menschen, die Hand anlegen. Maschinen werden miteinander kommunizieren können. Bauteile werden aufgrund des Internet of Things, kurz IoT, eigene Identitäten erhalten. Über allem steht jedoch der Mensch, der Maschinen und Materialien plant, miteinander vernetzt und alles überwacht. Die Verbindung der drei M ist ein zentraler Bestandteil des Konzepts «Baumeister 5.0». Um unsere Mitglieder bei der Digitalisierung zu unterstützen, können wir als Verband den Hebel primär bei einer modernen Aus- und Weiterbildung ansetzen. Die Bauunternehmer und ihre Mitarbeitenden müssen fähig sein, mit den digitalen Instrumenten umzugehen. Besser früher als erst später.

 

Wie kann die Umwelt von der Digitalisierung in der Bauwirtschaft profitieren?

Das grösste Potenzial sehe ich in der Förderung der Kreislaufwirtschaft. Weil in der Schweiz immer weniger Kiesgruben und Deponien bewilligt werden, müssen wir vermehrt aufbereitetes Recyclingmaterial als Baustoff verwenden. Da sind Datenbanken wichtig, damit Bauherren, Planer und Unternehmer überhaupt wissen, an welchem Standort welches Material in welcher Qualität und Menge vorhanden ist.

 

Ist der Erfolg garantiert?

Nein. Eine absolute Sicherheit gibt es nicht. Pioniere sind sich nicht nur Erfolge, sondern auch Misserfolge gewohnt. Der zweimalige englische Premierminister Winston Churchill meinte einmal dazu: «Erfolg haben heisst, einmal mehr aufzustehen als hinzufallen.»

Benedikt Koch, Direktor des Baumeisterverbands. (Bild: Michele Limina)
Benedikt Koch, Direktor des Baumeisterverbands. (Bild: Michele Limina)

Seine Visionen 2050: Benedikt Koch

«Aus einem Quadratmeter Wohnfläche entstehen drei.»

Bauen: Alle auf dem Bau sollten gemeinsam die Chance nutzen, durch Sanierungen, Um-, Neu- und Ersatzneubauten die Schweiz klimafreundlicher zu gestalten. Unter Berücksichtigung der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und unter Beihilfe von neuen Technologien kann unsere Branche aussergewöhnliche und nachhaltige Bauwerke erstellen – zum Wohle heutiger und künftiger Generationen.

Wohnen: Im 21. Jahrhundert erreichen wir eine hohe Wohnqualität nicht mehr durch Bauen auf grünen Wiesen, sondern durch Verbessern und Verdichten der Bausubstanz. Das schaffen wir vor allem mit Ersatzneubauten. Aus einem Quadratmeter Wohnfläche entstehen dadurch drei. So können in bestehenden Wohnquartieren deutlich mehr Personen wohnen, ohne dass wertvolle Erholungsräume und Kulturland verloren gehen.

Leben: «Nichts ist so beständig wie der Wandel.» Die mehr als 2500 Jahre alte Aussage des griechischen Philosophen Heraklit trifft nicht nur auf die Bauwirtschaft, sondern auf das Leben im Allgemeinen zu. Es lebt sich wesentlich leichter und angenehmer, wenn man nicht permanent in den Rückspiegel blickt, sondern aufmerksam nach vorne schaut.

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